Von der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie bis zu Selbstwirksamkeit –

5 Fragen an Jennifer Gatzke

Zur Person

Jennifer Gatzke ist Ökologin, seit Jahren praktisch und theoretisch in der Bildung für nachhaltige Entwicklung (kurz: BNE) aktiv und koordiniert für die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Hessen e.V. das Projekt RENN.west in Hessen. Die Kommunikation und Bildung zu den 17 Zielen nachhaltiger Entwicklung und regionalen Netzwerken zur BNE stehen in ihrer Arbeit im Fokus. Privat engagiert sie sich ehrenamtlich in verschiedenen Naturschutz- und Bildungsprojekten und sie war die letzten Jahre in der Geflüchtetenhilfe aktiv.

Liebe Jenny, du bist bei RENN.West (Regionale Netztstelle Nachhaltigkeitsstrategien West) Ansprechpartnerin für Hessen und zum Beispiel auch für den Bereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ zuständig. Was motiviert dich täglich aufs Neue, an dieser großen Aufgabe zu arbeiten?

Selbstwirksamkeit! Ich liebe an meiner Arbeit, dass ich durch Vernetzen von Akteuren, das Schaffen von inhaltlichen Verbindungen oder das Aufzeigen von Handlungsoptionen Selbstwirksamkeitserfahrungen anstoßen kann. Diese können optimaler Weise erstaunliche Ergebnisse zur Folge haben: Akteure erproben ganz neue Ideen, entwickeln ihre Projekte und Programme weiter, schaffen durch neue Kooperationen echte Alternativen zum „weiter wie bisher“. Das gibt mir das Gefühl, dass meine Arbeit einen Beitrag dazu leistet, Menschen dazu zu befähigen ihren Teil zur Umsetzung der 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung beizutragen. Das motiviert mich.

Welches der 17 Ziele ist dein liebstes und warum?

Ich brenne für das Ziel 4 – Hochwertige Bildung. Es vereint in seinen Unterzielen so viele wichtige Facetten und zu vermittelnde Kompetenzen, die ich für sehr wichtig halte. Ich bin ein sehr wissbegieriger Mensch, weiß gleichzeitig aber auch, dass nicht jeder Mensch alles können kann oder muss. Es kommt auf Kooperation, Vernetzung und Partizipation an, um Themen nachhaltiger Entwicklung gemeinsam voran zu bringen. Diese Komponenten in Bildungsarbeit zu integrieren, finde ich daher extrem relevant und spannend. Bildung ist in meinen Augen einfach ein unglaublich wichtiger Schlüssel, um die Potenziale unserer Gesellschaft für eine nachhaltige Entwicklung voll entfalten zu können.

Nimm uns bitte einmal mit in deine Träume: Wenn du in 3 Stichworten die Welt beschreiben solltest, die du deinen Kindern hinterlassen möchtest, welche wären es?

vielfältig – menschlich – gesund

Bei RENN.West arbeitest du gemeinsam mit Akteuren anderer RENNs aktiv an der Fortschreibung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie mit. Worin liegt deiner Meinung nach die Stärke dieser engen, deutschlandweiten Vernetzung?

Jeder der RENN-Partner bringt unterschiedliche Stärken mit. Die einen wissen genau, wie man Unternehmen zur Umsetzung der 17 Ziele begeistert, die anderen sind Profis in der Moderation kommunaler Entwicklungsprozesse, wieder andere wissen, wie man Bürgerinnen und Bürger anspricht, damit diese verstehen, was eine Nachhaltigkeitsstrategie ist und wie sie sich in Diskurse zu Themen nachhaltiger Entwicklung einbringen können. Nach dem Motto gemeinsam sind wir stark, schaffen es die RENN viele unterschiedlichste Akteure zu erreichen. Wir in Hessen entwickeln zum Beispiel gerade eine neue App zu den 17 Zielen, die vor allem junge Menschen zu Themen nachhaltiger Entwicklung erreichen soll – die Wirkel-App. Sie gibt viele Beispiele, wie alle zu den 17 Zielen WIRKsam werden können. Die Wirkel-App wird in Kürze veröffentlicht werden und begleitend dazu werden wir zu den Deutschen Aktionstagen Nachhaltigkeit (20.09.2021 – 8.10.2021) eine gemeinsame Challenge ausrufen. Wer dazu Informationen möchte, kann sich gerne direkt bei mir melden: jennifer.gatzke@anu-hessen.de.

Was wünscht du dir zukünftig von der hessischen 17 Ziele-Bierdeckel Kampagne?

Die Stärke des Projektes liegt meiner Meinung nach darin, dass die Bierdeckel mit ihren Slogans sympathisch und niedrigschwellig Menschen auf die SDGs aufmerksam machen können. Das kann an Orten und zu Anlässen geschehen, zu denen Menschen gar nicht unbedingt damit rechnen: in Restaurants, in Kneipen, auf Sport- oder Stadtfesten. Diesen „Überraschungsmoment“ zu nutzen bietet viel Potenzial. Leider konnte es aufgrund der Kontaktbeschränkungen der Corona-Pandemie noch nicht voll ausgeschöpft werden, aber ich hoffe für das Projekt, dass, sobald es die Lage zulässt, die Bierdeckel breit in Einsatz kommen können. Es wäre klasse, wenn hierfür vielfältige Kooperationen, vor allem mit nicht „klassischen“ Nachhaltigkeitsakteuren entstehen. Dafür drücke ich die Daumen und bringe mich ein, so gut ich kann.