Von Kunst, Natur und Nachhaltigkeit –
5 Fragen an
Dr. Andreas Henning
Zur Person
Dr. Andreas Henning absolvierte ein Studium der Kunstgeschichte und Germanistik und schloss 2002 eine Promotion an der Freien Universität Berlin ab. Nach dem wissenschaftlichen Volontariat an der Staatsgalerie Stuttgart war er von 2004 bis 2020 Kurator für italienische Malerei der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Seit März 2020 ist er Direktor des Museums Wiesbaden – Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur.
Foto: © Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Lieber Herr Dr. Henning, welches SDG ist Ihr liebstes und warum?
Die SDGs sind als Gesamtpaket wichtig und ergänzen sich systematisch. Besonders am Herzen liegt mir das SDG 4 – Hochwertige Bildung. Ein wesentliches Fundament, um ein echtes Interesse an der Welt zu entwickeln, ist eine gute Bildung, denn sie macht mich zu einem selbständig denkenden, aufmerksamen, aufgeschlossenen und Zusammenhänge erfassenden Menschen.
Worin besteht Ihrer Meinung nach die „kulturelle soziale Verantwortung“ von Kulturinstitutionen?
Eine Kulturinstitution wie das Museum Wiesbaden ist nicht nur ein Wissens-, sondern insbesondere ein Energiespeicher der Gesellschaft. Hier kommen Vergangenheit und Gegenwart zusammen, so dass jede und jeder Einzelne Impulse für die Zukunft entwickeln kann.
Welche Rolle nimmt das Museum Wiesbaden durch die Verbindung von Kunst und Natur im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung ein?
Als Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur führen wir die Natur im Titel und tragen daher eine besondere Verantwortung für sie. Durch künstlerische Positionen wie beispielsweise Arbeiten von Joseph Beuys haben wir die Chance, auch aus dieser Perspektive uns dem Thema Nachhaltigkeit zu nähern und neue Wahrnehmungs- und Denkräume zu schaffen.
Das Museum hat als öffentliche Institution einen Bildungsauftrag. Ein Grundsatz der Bildung für nachhaltige Entwicklung ist, Menschen „vom Wissen zum Handeln“ zu bewegen. Dies kann zum Beispiel durch eine emotionale Aktivierung hin zum Gestaltungswillen geschehen. Inwiefern sehen Sie da für das Museum Wiesbaden besondere Herausforderungen und Chancen?
Veränderung ist nur dann nachhaltig, wenn sie bei der eigenen Aktivität ansetzt. Den Anstoß dazu können ästhetische, emotionale oder reflexive Erfahrungen sein, die die Besucherinnen und Besucher hier bei uns machen. Die herausragenden und vielfältigen Sammlungen des Museums Wiesbaden sind hier ein umfassendes, vielschichtiges Begegnungsfeld. Die Herausforderung ist, in unserer schnelllebigen und meist nur noch auf das digitale Surrogat fokussierten Zeit diesen Moment der Begegnung zwischen Objekt und Ich entstehen zu lassen, ihn wahrzunehmen, sich auf ihn einzulassen und ihm zu vertrauen.